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Wir bayerischen Milchbauern

Maren Dippmann

ist ausgebildete Agrarbetriebswirtin und führt zusammen mit ihrer Mutter den Hof in Markt Berolzheim.

Landwirtschaft heißt Verantwortung

Mit dem Milchviehbetrieb und einer Biogasanlage gibt es auf dem Hof gleich zwei Standbeine. Das Handeln leitet der Respekt vor der Natur und dem Wohlbefinden der Tiere.

Die Landwirtinnen „Aufgewachsen mit drei Schwestern, bin ich die einzige, die den Hof weiterführen wollte. Es hat Tradition, dass Frauen den Betrieb leiten. Schon bei den Großeltern war meine Oma die Betriebsleiterin. Dann übernahm meine Mutter den Hof, in den mein Vater einheiratete. In unserem heutigen Frauenteam übernimmt meine Mutter morgens die Stallarbeit und kümmert sich danach vor allem um die Büroarbeit. Heutzutage verbringt man unglaublich viel Zeit mit Bürokratie. In meinen Bereich fallen die Feldarbeit, nachmittags der Gang in den Stall und die Biogasanlage gemeinsam mit meinem Vater. Mir liegt beides: Die Arbeit mit Tieren und mit Maschinen. Auch in unserem Beruf schauen viele männliche Kollegen kritisch hin, ob wir Frauen das Leiten des Betriebes drauf haben. Aber ich mache mein Ding, habe mir Respekt erarbeitet, und der Rest interessiert mich nicht. Für schwere Arbeiten, die trotz Maschinen nicht machbar sind, haben wir zwei männliche 450-Euro Kräfte als Hilfe engagiert.“

Hof mit zwei Standbeinen „Der Hof liegt mitten im Dorf und schon immer gab es hier Milchkühe. Zusätzlich bauten meine Eltern 2009 eine Biogasanlage auf. Den Strom für die Milchkühlung und die Melkmaschine erzeugen wir zum großen Teil mit der Photovoltaik-anlage. Demnächst will ich in Stromspeicher investieren, um damit ganz autark zu sein. Wir produzieren unsere Milch konventionell, aber viele Kriterien der Bioverbände sind mir wichtig. Beim Anbau der Futterpflanzen verzichten wir darum auf Pflanzenbehandlungsmittel; beim Düngemitteleinsatz ist unser Leitsatz: Je weniger, desto besser. Und es gibt eine große Blühfläche für Bienen und andere Insekten.“

Der Kuhstall „Ohne Milchkühe könnte ich mir das Leben auf dem Hof nicht vorstellen. Bei uns stehen 60 Milchkühe, die im großen Laufstall mit viel Platz leben. Natürlich könnte ich hier mehr Kühe halten. Aber das wäre Stress für die Tiere und ein noch größeres Arbeitspensum für mich. Durch den Melkroboter können die Tiere selbständig zum Melken gehen und ich muss mit der Arbeit auf dem Feld nicht pünktlich zur Melkzeit aufhören. Das schenkt mir Flexibilität. Trotzdem kümmere ich mich täglich intensiv um die Tiere und schaue, ob es ihnen gut geht. Bei den Futtermitteln bin ich zugegeben ein bisschen extrem: Es gibt nur selbst angebautes oder, wenn ich zukaufe, nur bayerisches gentechnikfreies Futter wie Raps und Soja. Einen Teil der männlichen Kälber ziehen wir selber auf und verkaufen das Fleisch der Ochsen direkt in der Region. Die anderen Kälber gehen an einen nur 30km entfernten Mäster. Ich könnte es nicht ertragen, wenn unsere Tiere lange, quälende Transportwege überstehen müssten.“ 

Ackerbau ist wichtig   „Ich bewirtschafte 40 ha Wiesen und 130 ha Ackerland, auf denen ich gentechnikfreies Futter für unsere Tiere anbaue. Das sind Gras, Gerste, Weizen, Luzernen und Silomais. Hinzu kommen Rohstoffe für die Biogasgewinnung.“

Biogasanlage für Strom und Wärme  „Die Biogasanlage liegt außerhalb des Dorfes und wurde 2009 in Betrieb genommen. Technisch ist die Anlage nicht kompliziert, vorausgesetzt sie wird regelmäßig gewartet. Dort übernimmt mein Papa die Hauptarbeit. Für das Biogas werden Mist und Gülle aus dem Kuhstall, ergänzt durch Mais und Gras, von den Bakterien abgebaut. Mit dem entstandenen Methangas betreiben wir die Motoren zur Stromerzeugung und speisen ihn ins Netz ein. Die Abwärme der Motoren erhitzt zugleich Wasser, das über unser privates Nahwärmenetz den Hof, weitere 16 Häuser, die Schule und das Gemeindehaus von Markt Berolzheim und eine Zahnarztpraxis versorgt. Bereits vor der aktuellen Energiepreisexplosion war diese Wärme für unsere Abnehmer billiger, als bei allen anderen Heizsystemen.“

Werdegang einer Jungbäuerin   „Schon als Kind habe ich gerne auf dem Hof mitgeholfen und später eine dreijährige Landwirtschaftslehre abgeschlossen. Daran habe ich die einjährige Ausbildung zur Agrarbetriebswirtin angehängt. In unserem Beruf ist es überlebenswichtig, mit Zahlen umgehen zu können. Seit acht Jahren führe ich zusammen mit meiner Mutter den Hof. Privat stehen gerade der Hausbau zusammen mit meinem Partner und dann die Familienplanung an.“

Als Kreisbäuerin aktiv „Eigentlich habe ich genug zu tun, mich aber trotzdem im Sommer zur Wahl als Kreisbäuerin im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gestellt. Vielleicht, weil schon meine Oma Kreisbäuerin war. Ich mag, dass wir Landfrauen Traditionen aufrechterhalten. In meiner Amtszeit will ich die Landwirtschaft positiv und selbstbewusst vertreten. Die Realität der Bauern und unserer Engagement rüber bringen. Zum Beispiel haben wir in dieser Region Frankens Wiesen, auf denen kein Ackerbau machbar ist. Aber Rinder fressen das Gras und wandeln es in hochwertige Milch um. So nutzen wir Bauern das, was die Natur möglich macht. Natürlich ist nicht alles perfekt. Aber das gilt ebenso für alle anderen Berufsstände und Bereiche des Lebens.“

Regional kaufen  „Die Milch liefern wir an die Molkerei Zott in Mertingen. Trotzdem denke ich oft über Möglichkeiten zur Direktvermarktung nach. Regionale Produkte sind wirklich mein Thema. Zumal immer mehr Verbraucher wissen wollen, wo ihre Lebensmittel herkommen und wie auf den Höfen gearbeitet wird. Ich selbst kaufe nur Lebensmittel aus Franken oder Bayern. Das ist nicht immer leicht, mir aber total wichtig. Auf dem Hof stelle ich mit Hilfe meiner Schwestern häufiger Butter oder Lakenkäse aus unserer Milch her. In diese Richtung würde ich gerne mehr ausprobieren. Leider funktioniert bei uns in Deutschland einfach mal loslegen und ausprobieren überhaupt nicht. Es gibt so viele Vorschriften, und die bedeuten dann sofort hohe Investitionskosten.“

© VMB | Interview: Elke Hoffmann | August 2022 | Foto: Maren Dippmann


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