bewirtschaften im fränkischen Kaltenbuch einen Demeterhof mit Gelbvieh.
Weidehaltung oder Tierwohlstall sind Beispiele, wie das Ehepaar Hauser mit Überzeugung auf extensive Landwirtschaft setzt.
Umstellung auf Bio Martin Hauser: „Mein Vater hatte vorher konventionell gewirtschaftet. Bei mir begann im Laufe meines Landwirtschaftsstudiums ein Sinneswandel, weg von der konventionellen Landwirtschaft. Dieses immer mehr erzeugen auf immer größeren Höfen, macht für mich keinen Sinn. Wer gesunde Lebensmittel erzeugt und auf die Natur achtet, sollte nicht unter finanziellem Druck stehen.“
Hofübergabe war 2018 Kathrin Hauser: „Den Hof gibt es seit 1615. Er wird in der zwölften Generation in der Familie weitergegeben. Eigentlich sollte der ältere Bruder meines Mannes ihn führen. Beide haben in Triesdorf Landwirtschaft studiert. Nachdem mein Schwager sich anders entschied, haben wir ihn übernommen. Obwohl ich Kindergärtnerin gelernt habe, konnte ich mir das Leben als Bäuerin gut vorstellen. Meine Eltern hatten einen Bauernhof, der heute eine Pferdepension ist. Trotzdem war es ein großer Schritt. Zum Beispiel haben wir rund eine Million Euro in den neuen Tierwohlstall investiert.“
Demeter Familienbetrieb Kathrin Hauser: „Wir leben hier mit unseren beiden Söhnen und der Tochter, im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren. Auf dem Hof bin ich für das Kuhmanagement zuständig. Ich lese die Kühe. Das heißt, ich sehe, wenn es Zeit ist, die Kälber abzusetzen oder wann der richtige Termin für die Befruchtung ist. Dabei orientiere ich mich auch am Mondkalender. Um das Melken kümmern wir uns beide, die Vermarktung ist mein Bereich. Die gesamte Außenwirtschaft, Futteranbau und Fütterung sind Aufgaben meines Mannes. Außerdem führt er eine Firma für Betonkernbohrungen.“
Fränkisches Gelbvieh Kathrin Hauser: „Gelbvieh war die traditionelle Rinderrasse hier in Franken, ist aber mittlerweile vom Aussterben bedroht. Das Wesen der Tiere mit ihrer ruhigen, gelassenen und sehr mütterlichen Art fasziniert mich. Außerdem sind sie robust, kaum krankheitsanfällig. Wir finden es wichtig, die alte Rasse zu erhalten.“ Martin Hauser: „Auf dem Hof stehen 150 Rinder, davon sind 50 Milchkühe. Der bayerische Staat zahlt für die Erhaltung der Rasse eine Prämie. Sie deckt den deutlich niedrigeren Milchertrag aber nicht. Ohne weitere Subventionen wie die Bioprämie oder KULAP* wäre unser Hof mit der extensiven Wirtschaftsweise nicht überlebensfähig.“
* Anmerkung der Redaktion: Mit dem Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) gewährt Bayern Landwirten Ausgleichszahlungen für freiwillige umweltschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen.
Tierwohlpreis für den Laufstall Martin Hauser: „Der Preis wurde 2018 vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium verliehen. Das war eine großartige Bestätigung! Die Tiere können hier jederzeit auf die Weide; sie können dort auch kalben. Bei der Fütterung stehen sie mit allen vier Füßen auf einem Auftritt und sind ungestört, während der Schieber den Gang säubert. Das Dach des Laufgangs ist offen, die Tiere erleben Sonne, Regen, Wind, Schnee oder Kälte.“ Kathrin Hauser: „Wichtig war uns die große Strohliegefläche, damit die Kühe wie auf der Weide liegen können. Der Stall wurde extra für die muttergebundene Kälberhaltung geplant.“ Martin Hauser:„Entsprechend den Demeter-Richtlinien behalten die Tiere die Hörner, sie sind unter anderem wichtig für die Kühlung ihres Körpers. Artgerechte Tierhaltung bedeutet für uns, dass sie dem Wesen des Tieres gerecht wird. Auf diesen Aspekt haben wir alles ausgerichtet.“
Muttergebundene Kälberhaltung Kathrin Hauser: „Nach der Geburt gibt es eine zwei- bis dreitägige Prägungsphase für Mutter und Kalb. Danach geht es in die Mutter-Kind-Gruppe, wo fünf Mamas mit ihren Kälbern Tag und Nacht zusammen sind. So können die Kälber trinken, wann und wieviel sie möchten. Dadurch haben die Kälber ein super Wachstum. Auch die Mutterliebe lässt sie wachsen. Im Alter von vier Wochen können die Kälber die zeitweise Trennung von der Mama gut akzeptieren. Die Mütter gehen tagsüber zurück in die Herde, morgens und abends kommen sie vor dem Melken zum Kalb, um es abzuschlecken oder zu säugen. Die Kälber lernen in dieser Zeit Sozialverhalten oder andere Dinge von den Mamas. Schrittweise fressen die Kinder immer mehr festes Futter. Nach etwa vier Monaten sind sie ganz natürlich abgetränkt. Ich würde mir wünschen, dass diese Form der Kälberaufzucht mehr wertgeschätzt und honoriert wird.“
Projekt Weiderind Martin Hauser: „Das Fleisch unserer Tiere schmeckt besonders gut. Wir vermarkten es ab Hof und haben uns zusätzlich der Initiative Altmühltaler Weiderind angeschlossen, die sich gerade im Aufbau befindet.“ Kathrin Hauser: „Ich bin sehr froh, dass wir die Zulassung für die Schlachtung auf dem Hof bekommen haben. Das ist für uns respektvoll und achtsam den Tieren gegenüber. Viele Kunden schätzen das und kaufen gerne unser Fleisch. Der Metzger zerlegt, reift und verarbeitet es in seinem Betrieb.“
Milcherzeugung Martin Hauser: „Bei uns gibt eine Gelbviehkuh etwa 5.000 Liter Milch pro Jahr. Das sind im Schnitt 2.500 Liter weniger als bei anderen Rassen. Abgeholt wird sie von einer Biomolkerei.“ Kathrin Hauser: „Mehrmals im Jahr kommt eine mobile Käserei. Die Milch wird dann direkt am Hof zu Käse verarbeitet. Gereift wird er anschließend in der Käserei. Nach fünf Wochen hat er sein Aroma ausgebildet und ist fertig.“
Vermarktung ab Hof Kathrin Hauser: „Das Weideochsenfleisch packen wir in Teilstücken nach den Wünschen der Kunden ab. Außerdem bieten wir Salami und andere Wurstsorten. Neben Milch finden unsere Kunden halbfesten Schnittkäse als Naturvariante und mit verschiedenen Zutaten. Außerdem bieten wir Sojaöl und in der Saison auch Eis. Der Hofverkauf ist tagsüber für unsere Kunden zugänglich.“
© VMB | Interview: Elke Hoffmann | Mai 2024 | Foto: Astrid Schmidhuber