Menü

Wir bayerische Milchbauern

Michael und Manuela Zehendmaier

bewirtschaften in Oberbayern einen Bio-Heumilchhof.

Bio-Heumilch vom Bergbauernhof

Landschaftspflege gehört mit dazu.

Die Lage  Manuela Zehendmaier: „Der Hof liegt auf 800 Meter Höhe nahe des Tegernsees. Unsere Kühe können vom Laufstall aus selbständig auf die Wiese gehen. An heißen Sommertagen bleiben sie im Stall und gehen erst nach draußen, wenn es abends kühler wird.“ Michael Zehendmaier: „Wir leben dort, wo andere Urlaub machen. Natürlich nimmt man dies nicht jeden Tag wahr, denn das Leben als Bergbauer ist hart. 40 Prozent unserer Hoffläche sind steile Hanglagen. Nach der Arbeit genießen wir die Natur aber gerne beim Radl fahren, Berggehen oder im Winter beim Skifahren.“ 

Familie und Hoftradition  Michael Zehendmaier: „Ich habe eine landwirtschaftliche Ausbildung und von klein auf mitgearbeitet. Mir war klar, dass ich den Hof übernehme. Aber nur weil Manuela mitzieht, können wir die Arbeit stemmen. Anfangs habe ich zusätzlich in einer Zimmerei gearbeitet; jetzt bin ich als Selbständiger in der Landschaftspflege unterwegs.“ Manuela Zehendmaier: „Die Hofstelle gibt es seit über 1.000 Jahren, wurde damals vom Kloster Tegernsee betrieben. Wahrscheinlich ist sie in der neunten Generation in Familienbesitz, denn Michael ist der neunte Michael in der Ahnenreihe. Dazu muss man wissen, dass der erste Sohn der Familie traditionell Michael heißt. Unsere Älteste, Maria-Katharina (25) managt bisher den Betrieb, wenn wir in Urlaub sind. Dann gibt es noch Teresa-Anna (23) und Michael (20). Er hat gerade die Ausbildung zum Mechatroniker im Landmaschinenbau abgeschlossen und die Ausbildung zum Landwirt begonnen.“  

Der Heumilch-Biohof  Manuela Zehendmaier: „Die gemeinsame Arbeit auf dem Hof beginnt um 4:45 Uhr im Stall, danach frühstücken wir. Ab 16:30 Uhr geht es wieder zu den Tieren, um 18:00 Uhr ist meist Feierabend. Ich bin gelernte Kinderarzthelferin, komme nicht vom Hof, war aber als Kind oft im Kuhstall unserer Nachbarn. Schon mit drei Jahren habe ich wohl gesagt, ich will später einen Bauern heiraten.“ Michael Zehendmaier: „Inklusive der Pachtflächen bewirtschaften wir 40 Hektar Wiesen, die Hälfte davon sind Hangflächen. Hier im Stall stehen 34 Milchkühe und es gibt 25 Nachzuchtplätze. Seit 2018 sind wir Mitglieder des Bio-Naturland Verbandes und seit 2015 Heumilchbauern. Der Milchpreis für unsere Milch passt schon. Größer werden können und wollen wir nicht. Denn dafür müssten wir jemanden einstellen, weil es mehr Flächen für das Ausbringen der Gülle und das Heu machen bräuchte. Das macht keinen Sinn.“

Die Tiere lieben Heufutter   Michael Zehendmaier: „Heufütterung ist für den Bauern anspruchsvoll und arbeitsintensiv. Bodenheu mit Trocknung auf der Wiese gelingt zum Beispiel nur, wenn es drei Tage hintereinander gutes Wetter gibt. Das Heu muss für die Rundballen richtig trocken sein, sonst wird die Qualität schlecht. Wenn das Wetter passt, wird alles andere verschoben. Im Prinzip bin ich in der Saison immer am Heuen. Für das Vieh ist Heu schön, Kühe lieben geschmacklich abwechslungsreiches Futter. Der erste und der zweite Heuschnitt unterscheidet sich von den Kräutern; beim Wiesenheu sind Kleeblätter mit dabei. Neben dem Grasen auf den Weiden gibt es noch Kraftfutter. Bei uns sind die Milchkühe in der Saison mindestens einen halben Tag draußen.“

Kühe sind ihre Leidenschaft   Manuela Zehendmaier: „Kühe sind meine Lieblingstiere, ihr Wesen fasziniert mich. Meine Lieblingskuh ist Maritta. Falls ich mal schlecht drauf bin, kommt sie auf mich zu, um zu trösten. Sie ist meine Seelenkuh. Bei uns gibt es einen gemischten Stall, jede Rasse hat Vor- und Nachteile. Ich züchte Fleckvieh, es ist robust, gesund, unkompliziert. Die Herde besteht außerdem aus Pinzgauer, „schön braun, aber auch stur“, Braunvieh „die sind hier die Chefinnen“, Holsteinern schwarzbunt „leicht zu handhaben“, Jerseykühe „ruhig und schüchtern“ und Pustertaler „stur, eigensinnig“. Stur bedeutet bei der Kuh, ich brauche Geduld, bis sie zum Beispiel allein zum Melkstand geht. Mit Gewalt geht bei Tieren nichts, das erzeugt nur Gegengewalt. Auf Kursen habe ich gelernt, die Tiere zu leiten und deren Verhaltenssignale zu deuten.“ 
Michael Zehendmaier: „Im Jahr behalten wir etwa zehn Kälber zur Aufzucht. Die älteren Jungrinder stehen auf der Almweide, zu der sie direkt aus dem Stall bergauf laufen können. Ab November, je nach Schneelage auch schon im Oktober, kommen alle zurück in den Laufstall.“

Landschaftspflege in den Bergen  Michael Zehendmaier: „Die Weiden werden gemäht und gemulcht, damit die Berge nicht verbuschen. Früher hat das das Vieh besorgt hat, aber heute gibt es weniger Bauern. Würden wir das nicht machen, gäbe es die schöne Fernsicht, die unsere Gäste so lieben, nicht mehr. Die Herausforderung ist es, den Traktor bodenschonend zu fahren, die Grasnarbe nicht zu beschädigen. Sonst würde mit dem Heu Erde in das Futter eingetragen.“

Aus der Milch wird Käse   Manuela Zehendmaier: „Unsere Bio-Heumilch geht zur Naturkäserei Tegernseer Land. Von der bekommen wir einen festen Milchpreis von maximal 57 Cent pro Liter. Der Preis besteht aus dem fixen Grundpreis und Aufschlägen, wenn die Zell- und Keimzahl in der Milch sehr gering ist. Die Keimzahl ist ein Gradmesser für Sauberkeit im Stall. Dafür werden nicht nur die Kuheuter vor dem Melken penibel gesäubert, die ganze Kuh muss sauber sein, und der Melkstand wird zweimal täglich gründlich geputzt. Eine niedrige Zellzahl bedeutet, die Tiere sind gesund. Ich habe den Ehrgeiz, dass ich diese Grenze immer einhalte oder darunter liege.“

Käse aus hiesiger Milch   Manuela Zehendmaier: „Wir hiesigen Bauern sind Teilhaber der Käserei,* die nur die Milch der Region verarbeitet. Dort kann man Führungen buchen, Käse kaufen und einiges mehr.“  

Erlebnisbäuerin und weitere Ehrenämter   Manuela Zehendmaier: „Mir macht es Spaß, mit Menschen zu sprechen, aufzuklären. Über die Landwirtschaft wird leider viel Schmarrn verbreitet. Wir Landwirte haben Gefühle für unsere Viecher. Als Erlebnisbäuerin begrüße ich Kindergruppen und auch Erwachsene auf dem Hof. Es ist erschütternd, wie wenig selbst Kinder, die auf dem Land aufwachsen, über die Arbeit der Bauern oder die Tiere wissen. Dass Kühe zweimal am Tag gemolken werden müssen, ist ihnen meist nicht bekannt. Die Frage, warum wir die Kälber von den Müttern trennen, kommt am häufigsten. Bei uns hier oben auf dem Berg gibt es schlicht keinen Platz für einen so großen Stall, der die muttergebundene Kälberhaltung erlaubt. Wir trennen sie, bevor Mutter und Kalb Bindung aufbauen. Die Kälber werden gestreichelt und gepäppelt, haben Zuspruch. Neu ist mein Ehrenamt als Delegierte im Verband der Milcherzeuger Bayerns. Besonders gerne bin ich als stellvertretende Kreisbäuerin im Landkreis Miesbach unterwegs. Wir organisieren Weiterbildungen, gemeinsame Ausflüge oder den Wohlfühltag für uns Landfrauen. Es ist wichtig, dass wir zusammenkommen und uns austauschen.“ 

© VMB | Interview: Elke Hoffmann | August 2024 | Foto: Zehendmaier


Geschäftsstelle München
Geschäftsstelle Schwaben