Milchbäuerin aus Leidenschaft, weiß genau, was ihre Kühe brauchen.
Christine Löb, 37, leidenschaftliche Milchbäuerin in Stadelschwarzach (Unterfranken) und dreifache Mutter, hat das Kuhgen - wie sie sagt. Sie bewirtschaftet zusammen mit ihrem Vater einen Betrieb mit 200 ha und 100 Milchkühen mit 90 Stück weiblicher Nachzucht.
Bei der gelernten Landwirtschaftsmeisterin ist der Beruf einfach Berufung: Sie merkt gleich, wenn etwas mit ihren Kühen nicht stimmt, wie z.B. bei Luzi. „Normalerweise ist Luzi sehr neugierig und dreht sofort ihren Kopf, wenn ich in den Stall komme. Seit einigen Tagen aber steht Luzi nur so da und starrt vor sich hin. Das ist untypisch. Da stimmt etwas nicht.“ Christine greift deshalb zur Spritzflasche und besprüht damit Luzis Nase. Der Kuh scheint‘s zu gefallen, sie streckt den Kopf in Richtung Christines Flasche.
Alternative Medizin im Kuhstall
Seit fast 20 Jahren setzt Christine bei ihren Kühen Homöopathie ein.„Die gängige Methode ist es, drei Globuli in 100 Milliliter Wasser aufzulösen,“ erklärt die Bäuerin. Meistens sind es hohe Potenzen wie C30. Dazu kommt noch etwas Alkohol zur Konservierung.“ Bei manchen Tieren und manchen Mitteln wählt Christine die Sprühflasche und damit die Nasenschleimhaut, bei anderen die Backentasche im Mund „Manche mögen es so, manche anders. Die Tiere haben ja auch völlig unterschiedliche Temperamente und Eigenschaften.“
Wichtig bei der Homöopathie sei, dass die Krankheiten früh erkannt werden. Dazu muss man seine Tiere gut kennen, denn jedes noch so kleine Symptom sowie der Charakter des Tieres kann zur homöopathischen Arzneimittelfindung beitragen. In der Auswahl der Globuli hat Christine mittlerweile viel Erfahrung: „Wenn die Kälber sich mal überfressen, dann gebe ich ihnen Nux Vomica oder Arsenicum album.“ Haben sich die Tiere erkältet, bekommen sie Aconitum oder Bryonia. Bei der Homöopathie braucht man Gespür und Geduld, denn die Ergebnisse zeigen sich erst mit der Zeit. „Das ist ein Entwicklungsprozess, kein Schalter, den man einfach umlegt.“ Homöopathie hat auch ihre Grenzen. „Bei einer akuten Euterentzündung mit Fieber und schlechtem Allgemeinbefinden, ruft sie den Tierarzt. Der weiß, wenn sie anruft, hat sie schon alles Mögliche probiert. Dann ist es wirklich ernst und er kommt sofort. „Ich bin sehr froh über das gute Miteinander“, erklärt Christine.
„Ich habe erst mit elf, zwölf Jahren gemerkt, dass ich einen besonderen Bezug zu Tieren habe – so wie mein Großvater“, erinnert sich Christine, die mit ihren drei Schwestern auf dem Bauernhof, den sie heute mit ihren Eltern betreibt, aufgewachsen ist. In ihrem Stall kennt sie heute jede Kuh mit ihrem Namen und weiß, wie jede tickt.
Wellness für die Milchkühe
Der große Bauernhof mit den den luftigen Ställen und einer Biogasanlage liegt außerhalb von Reupelsdorf und ist beinahe eine „Wellness-Oase“ für Kühe. Rund 10 bis 20 Jungtiere bringt Christine für den Sommer über auf eine gepachteten Weide in der Rhön. Im Winter haben die Kühe genug Platz im Laufstall mit Liegemöglichkeiten und frischem Stroh. Die älteren Mütterkühe, die nicht gemolken werden, hält sie getrennt mit extra viel Platz. Auch die Kälbchen stehen in einer extra Box.
Die Bäuerin möchte, daß ihre Tiere so selbständig wie möglich leben. Deshalb ist der große Stall im hinteren Bereich offen, so dass die Kühe selbstständig ins Freie gehen können. Im vorderen Bereich sorgt eine rotierende Bürste für eine kleine Massage, die den Tieren den ganzen Tag zur Verfügung steht. in der hinteren Ecke befindet sich der Melkstand. Bei der Tierfutterauswahl geht Christine gezielt vor: Sie schwört zum Beispiel auf die Beigabe von Vulkangesteinsmehl. „Das tut meinen Tieren gut“, ist die Bäuerin überzeugt. Denn seit sie das regelmäßig verfüttert, sind ihre Kühe seltener krank – Durchfall zum Beispiel hatte schon sehr lange keine Kuh mehr.
Christine Löb hat sich für den Tierwohlpreis beworben, den ein Tierarzneimittelhersteller kürzlich ausgelobt hat. Nur 34 Betriebe deutschlandweit kommen in die engere Auswahl und werden vor Ort geprüft. Was würde Christine mit dem Preisgeld (immerhin 30.000 EUR für den ersten Preis) machen? „Keine Frage - Urlaub natürlich!“, sagen sowohl Familie und Freunde. Doch Christine überlegt: eine automatische Einstreuanlage wäre toll. Der Hof und die Tiere stehen halt an erster Stelle.
© VMB | März 2019 | Foto: Dominik Berthel